Der Herbst steht vor der Tür

Mit Riesenschritten nähert sich der Monat September. Dieser Monat war schon als Urlauber auf Kos mit einer meiner Lieblingsmonate (neben dem Mai) und ist es auch als "arbeitende Bevölkerung" geblieben. Zum Einen, weil es normalerweise nicht mehr ganz so heiß ist, zum Anderen weil es langsam etwas ruhiger wird. Bitte nicht falsch verstehen: ich freue mich natürlich für Kos und uns, wenn wir viele Touristen haben, aber ich bin ein Mensch, der lieber etwas Ruhe als Trubel hat. Das ist mit ein Grund, warum ich die Stadt abends in den "Hochsaison-Monaten" Juli und August meide. Glücklicherweise findet man aber selbst in diesen Zeiten immer Plätzchen, wo es ruhig ist.

Der August war insgesamt sehr heiß über Wochen. Dies war natürlich teilweise auf der Arbeit sehr anstrengend, aber ich habe mich tatsächlich mit der Zeit daran gewöhnt - auch dass meine Wohnung 30 Grad warm war. Die Klimaanlage musste bei mir tatsächlich nur einmal nachts kurz laufen (da war es dann wirklich zu warm für mich). Ich als "sparsame" Deutsche versuche hier wirklich zu sparen, da auch hier die Strompreise sehr angestiegen sind. Und wer weiß schon, was uns für ein Winter vor der Tür steht. Schwitzen kann ich ganz gut, frieren nicht. 
Was mich zum Thema "Wetter" bringt. Ich muss immer wieder etwas schmunzeln, wenn die Frage kommt: "Wie ist denn das Wetter im Oktober?" Oder noch besser: "Wie ist das Wetter denn ab dem 05.10.2022?" Nun, die Glaskugel hätte ich gerne. Allgemein gibt es aus der Vergangenheit Klimatabellen, die die allgemeine Durchschnittstemperatur anzeigen (zu finden in jedem Reisekatalog, Internet, Reiseführer etc.). Was das Wetter dann tatsächlich macht? Im Prinzip, was es will.
Dieses Jahr war das Wetter insgesamt sehr ungewöhnlich: der Winter sehr kalt, der Mai und Juni ebenfalls zu kalt (vor Allem abends) und zu windig. Der Juli war wiederum normal, der August insgesamt heißer als sonst (zumindest so lange sehr heiß) und Ende August (um genau zu sein ab dem 24.08.) dann vollkommen unnormal: Gewitter und Regen. Der August ist normalerweise ein garantierter regenfreier Monat auf Kos. Nicht so dieses Jahr. Drei Tage zwischenzeitlich Gewitter und teilweise bewölkt. Wir lassen uns überraschen, was der September und Oktober dieses Jahr so bringen wird. Aktuell ist die Vorhersage tagsüber wieder sonnig und über 30 Grad, abends kühlt es aber wenigstens Richtung 24 Grad ab. 

Arbeitsmässig habe ich mich gut eingelebt. Es macht mir Spaß und ich freue mich, dass ich wieder Einiges für mein Leben dazu lernen darf. Es hat tatsächlich nicht lange gedauert, bis ich mich an die Tatsache gewöhnt hatte, dass ich auf einmal hinter der Bar und nicht mehr vor der Bar stehe. Dass ich das Hotel, in dem ich nun arbeite, bereits seit 16 Jahren kenne, hat den Einstieg definitiv sehr erleichtert. 
Den "Tourismus" aus dieser Sicht zu erleben, ist noch einmal etwas ganz Anderes als die Arbeit beim Boot früher. Mir gefällt, dass ich immer wieder neue Dinge kennenlerne und Erfahrungen sammele. Natürlich kommt auch im Hotel sehr gerne die Frage: "Wie kommst Du denn nach Kos?". Ganz generell - ich bin bin dem Flugzeug gekommen, wie wahrscheinlich die meisten Urlauber ;-) Die Frage wird meistens von Denen gestellt, die in gewisser Weise auch den Traum haben, einfach "auszuwandern" und an einem anderen Ort neu anzufangen. Dabei höre ich dann sehr häufig: "Mir fehlt der Mut dazu" oder "mir würde der Mut dazu fehlen, ich finde das sehr mutig.". 
Persönlich finde ich mich nicht so mutig. Haben nicht fast Alle von uns mal den Job gewechselt? Oder sind umgezogen? Zumindest mal mit Start einer Ausbildung hat man sich auf etwas ganz Neues eingelassen. Man ist nie zu alt, um dazu zu lernen. Man muss es nur zulassen. Und muss nicht Jeder von uns sowieso auch in seinem Job ständig dazu lernen, weil es immer neue Entwicklungen gibt? Ob ich nun von "0" anfange, oder von "80%" - lernen müssen wir Alle. Die Einen sind schneller, die Anderen langsamer. Der Wille und die Bereitschaft muss allerdings da sein.
Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich in Deutschland den Wohnort (und Job) wechsele oder ins Ausland gehe. Hier kommt die Sprachthematik hinzu. Je nach Zielland ist Englisch aus meiner Sicht eine Grundvoraussetzung (ok, klammern wir mal Mallorca aus, da dürfte man auch mit Deutsch recht weit kommen). Dann sollte man versuchen, sich die Sprache des Ziellandes anzueignen. In sehr touristischen Orten ist dies zwar nicht unbedingt notwendig, allerdings macht es das Leben einfacher und zum Anderen ist es für mich persönlich eine Sache des Respektes. Zumindest, wenn man dort zur arbeitenden Bevölkerung gehört. Als Renter, der einfach nur ein schönes Fleckchen am Meer mit Sonne genießen möchte, kann ich wiederum nachvollziehen, wenn man keine Energie in die Sprache lernen steckt.
Viele sagen: "ich war immer schon schlecht in Sprachen" oder "im Alter wird es schwieriger". Nun, ich war selber schlecht in Sprachen in der Schule (mit Ausnahme Deutsch, allerdings auch nur, wenn es kein Grammatik-Test war - dann war ich auch schlecht - Diktate und Aufsätze haben die versauten Noten aus der Grammatik aber immer wieder heraus geholt). Englisch und Französisch waren immer die Fächer, in denen ich mich extrem anstrengen musste, damit ich die Klasse nicht wiederholen muss. Diese schlechten Noten in Sprachen hatten den Effekt, dass ich mich über Jahre nicht getraut habe, mein angelerntes Sprachwissen anzuwenden. Bis ich irgendwann durch eine Beziehung mit einem Ausländer, der kein Deutsch sprach, gezwungen wurde Englisch zu sprechen. Und siehe da: es ging. Seitdem spreche ich fließend Englisch - klar schleichen sich da auch grammatikalische Fehler ein. Aber ehrlich: das passiert selbst den Engländern. Und seitdem ich hier arbeite, hat sich auch mein Französisch etwas zurück gemeldet. Würde ich eine Woche nur mit Franzosen zu tun haben, könnte ich mich wahrscheinlich wieder "vernünftig" unterhalten. Da das aber nicht der Fall ist, krame ich oft im Umgang mit Franzosen in meinem Hinterkopf nach den Vokabeln und "stottere" ein paar Worte oder google einfach mal ein Wort, was mir nicht einfällt. Es lacht mich Niemand aus, im Gegenteil: sie freuen sich, wenn ich es probiere. 
Mein Griechisch ist definitiv nicht gut, aber ich kann Vieles verstehen und mich meist auch verständigen (schlimmstenfalls muss ich eben ein Wort auch mal googeln). Gerade diese Saison habe ich doch mit Vielen zu tun, die kaum Englisch sprechen. Daher muss ich es einfach über Griechisch probieren. Lustig wird es immer dann, wenn ein Kollege zur Vertretung kommt, der zwar Englisch, aber kein Griechisch spricht. Und ich bin es so gewohnt inzwischen, dass ich dort meist Griechisch zumindest versuche, dass ich ihn ständig auf Griechisch anrede. 
Zusammengefasst: keine Ausrede "ich war immer schon schlecht in Sprachen": in der Schule vielleicht. Aber dann war es vielleicht für Euch die falsche Lernmethode (für mich war es definitiv die falsche Methode). Wenn ihr Sprachen lernen wollt, sucht Euch etwas, dass Euch Spaß macht und zu Euch passt. Meine deutsche Grammatik nutze ich intuitiv und das mache ich nun auch in allen anderen Sprachen so. Ich höre und lerne dabei (Filme, Unterhaltungen, später auch mal Bücher - das ist mir im Griechischen noch zu anstrengend im Moment, obwohl ich kurze Texte versuche zu lesen), Vokabeln müssen natürlich irgendwie ins Gedächtnis. Und auch das hat wirklich nichts mit dem Alter zu tun. Es dauert vielleicht etwas länger, wenn man älter wird (ich darf das sagen, ich gehöre ja nun auch nicht mehr wirklich zum "jungen Eisen"), aber es geht. Und es ist auch für mich immer schön, wenn sich die Leute freuen, wenn man es probiert. Auch wenn man dabei Fehler macht. Manche Fehler sind einfach lustig. Ich habe mal versehentlich anstatt "Mücken" "Blumenkohl" gesagt (das klingt in meinen Ohren im Griechischen sehr ähnlich) - seitdem fliegen bei mir keine Mücken mehr, nur noch Blumenkohl.

Lasst es Euch gut gehen und bleibt gesund! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anette (Sonntag, 28 August 2022 17:22)

    Ein wieder sehr schöner Beitrag �. Weiterhin eine gute und schöne Zeit auf Kos. Was für mich im Moment bleibt, sind wunderschöne Erinnerungen daran mit tollen Menschen, wie z. B. dir. ��‍♀️