Schlussendlich zurück im Arbeitsmodus. Der Arbeitsstart verlief dieses Jahr für mich gefühlt von 0 auf 100. Dieses Jahr war es wie fast Alles ein wenig anders. Normalerweise geht es los mit ein
wenig Boot putzen, ein paar Stunden Tickets verkaufen (Mitte, Ende April machen wir abends noch nicht so lange) und dann geht es so laaaangsam Richtung vollem Arbeitstag. Nun war Montag mein
erster Arbeitstag. Im Moment ist mein Hauptjob auf dem Boot. Wir fahren aktuell aber nicht mit "meinem" üblichen Boot, sondern mit unserem Schwesternschiff, dem Eva Boot. Daher arbeite ich
nebenher nach wie vor alle Nachrichten und Mails für die Archangelos Michael ab. Und die waren die letzten Tage erfreulicherweise gar nicht mal wenig.
Aufgrund der aktuellen Situation gibt es auch für uns viele Neuerungen und auch viele Unklarheiten. Es gibt viele zusätzliche Arbeit, wie z.B. Formulare ausfüllen vor Fahrtantritt und bei jedem
Gast (inklusive Crew) muss vor Bootseintritt Fieber gemessen werden. Dafür gibt es ja heutzutage glücklicherweise moderne Mittel, die man einfach Richtung Kopf hält und zack hat man die
Temperatur. Aber alles eben ein Mehraufwand. Man muss sich damit auch erst einmal organisieren.
Somit habe ich meinen ersten Arbeitstag komplett auf dem Boot verbracht und werde auch vorerst einmal "Crew-Mitglied" bleiben. Am Abend meines 1. Arbeitstages hätte ich gerne meinen Körper
ausgewechselt. Ich habe mich gefühlt, als ob ich einen Marathon gelaufen wäre. Erstaunlicherweise ging es mir am nächsten Tag gut. Klar taten die Knochen nach ein wenig Sitzen etwas weh, aber
kein Muskelkater - nichts. Die berühmt berüchtigte Erinnerungsfunktion des Körpers. Ich scheine doch noch recht fit zu sein.
Dann habe ich 2 Tage etwas "Pause" vom körperlichen Arbeiten gehabt, da wir im Hafen bleiben mussten. Der Wind war zu stark. Ok, die Füsse taten mir dann weh, aber das ist eher ein kleineres
Problem. Heute dann der nächste Tag auf See. Wir spielen uns fix ein und es macht mir Spaß. Im Moment läuft es ganz gut, es wird langsam aber sicher "geschäftig" auf der Insel. Natürlich nicht zu
vergleichen mit vorherigen Jahren. Aber wir versuchen zumindest plus minus 0 heraus zu kommen und mit ein wenig Glück etwas Geld für den Winter zu verdienen. Damit meine ich die Business-Inhaber.
Die Angestellten haben größtenteils bereits 2-3 Monate Einkommen verloren und müssen sehen, wie sie über den nächsten Winter kommen. Daher ist Jeder froh, der einen Arbeitsplatz hat. Viele Hotels
bleiben dieses Jahr geschlossen. Das liegt zum Einen an der Unsicherheit bezüglich der Buchungen (die Fluggesellschaften mussten sich auch erstmal wieder sortieren) und zum Anderen an den
Vorschriften und Einschränkungen bzgl. des Virus. Für manche ist eine Umsetzung einfach zu teuer. Man darf nie vergessen: wir haben Alle Mehrkosten dadurch. Restaurants haben weniger Plätze,
müssen Desinfektionsmittel bereit stellen, Besteck darf nicht einfach so hingelegt werden, sondern wird in Papier oder Plastik verpackt hingelegt. Salz und Pfeffer darf nicht einfach so auf dem
Tisch stehen, sondern muss abgepackt in Tütchen bereit stehen und und und. Und die Regeln ändern sich nach wie vor gefühlt täglich. Oft ist es so, dass wir gar nicht sicher sind, was jetzt nun
gilt, aber sicherheitshalber mal einige Dinge umsetzen, da sonst hohe Strafen drohen. Und die kann aktuell Niemand gebrauchen.
Alles in Allem ist es also nach wie vor etwas undurchsichtig, aber wir gehen damit "ganz griechisch" entspannt um und leben von Tag zu Tag. Wir freuen uns über jeden Gast und versuchen es ihm
trotz gewisser Einschränkungen so angenehm wie möglich zu machen. Wie immer eben.
In meiner neuen Wohnung fühle ich mich sehr wohl. Obwohl ich die nächste Zeit nicht so viel davon haben werde, da ich jetzt arbeite. Aber ich freue mich schon auf die Winterzeit hier.
Ich bin angekommen. Was als eine "Auszeit" geplant war, ist quasi zu meiner Heimat geworden. Ich habe mich definitiv in den letzten 2,5 Jahren etwas verändert. Ich bin lockerer geworden, denke
nicht mehr soviel über die Zukunft oder den nächsten Tag nach, sondern nehme alles wie es kommt. Das heißt nicht, dass ich alles vergesse, aber in vielen Dingen bin ich einfach wesentlich
flexibler geworden. "Corona" hat uns Allen glaube ich gezeigt, dass es Dinge gibt, die man nicht vorhersehen kann. Man kann sein Leben planen, aber letztendlich kommt es meistens anders. Wie
bereits früher gesagt, kleine Felsbröckchen im Weg - da kann man mal locker drüber klettern. Mittlere Felsbrocken: ok - drüber klettern oder anderen Weg wählen? Findlinge: man muss einen anderen
Weg wählen. Und der kann dann richtig schön sein, weil man Blumen findet, die man sonst nie gefunden hätte.
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elke noisten (Freitag, 24 Juli 2020 04:34)
kalimera...danke!! wieder ein toller bericht!! du hälst uns immer auf dem neuesten stand!! danke ich freue mich so auf ende august...