Heute habe ich meinen "Arbeitsplatz" nach draußen verlegt. Ich sitze gemütlich in einer Taverne, schaue aufs Meer, trinke einen Kaffee und verfasse meinen Blog. So lässt es sich definitiv aushalten.
Immer wenn ein Tourist hier zu einem Einheimischen gesagt hat, dass Dieser doch einen Traumarbeitsplatz an einem traumhaften Ort hat, kam zurück: "wir können gerne tauschen". Das Leben als "Saison-Arbeiter" ist hart und nicht zu unterschätzen. Ja, es ist ein anderes Arbeiten hier, da Vieles mit etwas mehr Gelassenheit angegangen wird und man auch an einem 12-Stunden-Tag immer wieder ruhige Phasen hat. Aber gerade das ist nicht zu unterschätzen: ist nichts los, macht das müde. Dann wiederum kommt alles auf einmal und man muss auf Knopfdruck zu 100 % da sein. Zudem sehr anstrengend sind die oft "geteilten" Arbeitszeiten. Sprich eine Schicht am Vormittag, 3-4 Stunden frei, nächste Schicht am Abend bis spät in die Nacht. Dann aber trotzdem am Morgen wieder fit sein. Somit erfolgt meist auch das Schlafen in Etappen. Mit dem Effekt, dass ich eines Morgens um 6:45 Uhr aufgewacht bin und voller Panik aus dem Bett gehüpft bin, da ich dachte, es wäre Abend und ich hätte verschlafen. Ich bin nicht die Einzige, der das passiert. Wochentage? Datum? Völlig überbewertet. Erst am Dienstag hat ein Bekannter ein Video gepostet: "Cause it is crazy monday".
Vorgestern musste ich meine Adresse in Deutschland angeben und musste tatsächlich länger über meine Hausnummer nachdenken. Ich bin wirklich hier angekommen. Heimweh? Nach wie vor nicht.
Ich fühle mich sehr wohl hier. Allerdings möchte ich auch betonen, dass es kein Zuckerschlecken ist. Mein persönlicher Tipp für Auswanderer ist nach wie vor: macht Euch vorher ein klares Bild von Eurem Zielort. Redet mit Einheimischen. Überstürzt nichts. Vor allem, gebt nicht gleich alles auf in Deutschland. Lasst Euch die Möglichkeit einfach wieder zurück zu kehren und testet erst einmal das Leben am Wunschort. Arbeiten am Ort, wo man bisher nur Urlaub gemacht hat, ist immer anders. Aber auch als Rentner kann man bitter enttäuscht werden. Gerade für griechische Inseln rate ich, auch einmal einen Winter dort zu verbringen. DAS habe ich definitiv noch vor mir. Ich selber habe bisher keine negativen Erfahrungen gemacht. Auch lerne ich langsam die griechische Kultur deutlich besser kennen. Mein großer Vorteil ist, dass ich am Boot ausschließlich mit Griechen zusammen arbeite (mit Ausnahme meiner deutschen Freundin). Erst jetzt merke ich, wie sehr sich die Griechen hier den Touristen anpassen. Auch meine Sprachkenntnisse werden langsam besser. Heute war ich hier zum ersten Mal beim Friseur (ich bin sehr zufrieden). Maria spricht aber kein Englisch. Wir haben den Smalltalk auf griechisch hinbekommen. Lediglich wo ich arbeite musste die Kollegin übersetzen.
Das Wetter ist die letzten Tage umgeschlagen. Es ist windig, schwül warm und regnerisch. Eigentlich ein Wetter, was eher typisch für Mai ist. Dafür hatten wir im Mai Juni Wetter. Ab Samstag soll es aber wieder besser werden. Und nun werde ich erstmal mein Mittagsschläfchen halten. Bis bald.
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