Stolze Kontoinhaberin

Es ist soweit. Seit heute bin ich tatsächlich Kontoinhaberin eines griechischen Kontos. Ich gebe zu, ich habe das Thema zwischenzeitlich ein wenig schleifen lassen. Aber von Vorne: nachdem ich meine Papiere hatte, mir nur noch die Bestätigung über mein Mietverhältnis hier fehlte, bin ich zur Bank gegangen um einfach zu versuchen das Konto ohne diese Bestätigung zu eröffnen. Glücklicherweise hat mich sofort beim Hereinkommen eine Angestellte aufgeklärt, dass ich für eine Kontoeröffnung nun einen Termin brauche. Der Nächste wäre dann die folgende Woche frei gewesen. Da ich sehr unterschiedliche Arbeitszeiten habe, konnte ich keinen Termin auf Anhieb vereinbaren, ohne dies vorher abzustimmen. Ich habe jedoch die Telefonnummer und Mailadresse der Angestellten erhalten sowie ein Informationsblatt über alle Dokumente, die benötigt werden. Und es gab tatsächlich noch ein Dokument, welches vorher nicht erwähnt wurde.

Soweit so gut. Anfang des Monats habe ich dann meine Miete bezahlt und nach der Bestätigung gefragt. Das Mädel, welches sich hier um die Appartements kümmert, sagte mir, ihr Ehemann kümmert sich darum. Dummerweise arbeitet er, wenn ich frei habe und umgekehrt. Somit bin ich also tagelang quasi hinter ihrem Ehemann hergelaufen, bis ich ihn eines Tages angetroffen habe. Er spricht leider genausowenig Englisch wie sie. Und mein Griechisch reicht für ausführliche Diskussionen schlichtweg nicht aus. Irgendwann hielt er mir das Telefon ans Ohr und ich hatte wohl den Eigentümer (der glücklicherweise Englisch spricht) an der Strippe. Er teilte mir mit, dass er meine Steuernummer benötigt. Diese hatte ich allerdings schon vor 2 Monaten abgegeben. Ich stand also immer noch ohne Bestätigung da. Letztlich habe ich eine Bekannte gebeten, nochmal mit dem Eigentümer zu sprechen und siehe da: am nächsten Tag hatte ich die Bestätigung. Nachdem ich nun hoffentlich alle Papiere beisammen hatte, bin ich vorgestern zur Bank und wollte einen Termin vereinbaren. Nach 20 Minuten anstehen am Informationsschalter hatte ich keine Lust mehr und habe von zu Hause eine eMail mit der Bitte um einen Termin gesendet. Auf die Antwort warte ich noch. Heute bin ich nun nach meiner Morgen-Schicht gleich in den Copy-Shop gefahren, habe alle Dokumente sicherheitshalber kopiert (ihr erinnert Euch an IKA? Ich lerne ja dazu). Dann bin ich zur Alpha-Bank gefahren, in der Hoffnung, dass hier eine Kontoeröffnung ohne Terminvereinbarung geht. Nach ebenfalls 20 Minuten warten habe ich auch hier wieder aufgegeben und bin wieder zur Piraeus-Bank gefahren. Wer meinen Blog verfolgt weiß, die haben wenigstens Sitzplätze für die Wartenden. Am Informationsschalter war ich hier dieses Mal schnell dran. Auf meine Terminanfrage fragte mich die Dame, ob ich weiß welche Papiere ich benötige. Nachdem ich das bejaht habe, wollte sie die Papiere sehen, wenn ich sie dabei habe. Ihr werdet es nicht glauben: ich habe tatsächlich ALLE notwendigen Unterlagen (und noch 2 mehr) dabei gehabt. Selbst die Bankerin war erstaunt, dass alles vorhanden war. Nun ging es an die Terminvereinbarung. Mit Stirnrunzeln blätterte die Dame gefühlte 10 Minuten in ihrem Terminkalender herum, um mir dann mitzuteilen, dass frühestens nächsten Freitag etwas frei ist. Dem Stirnrunzeln zu urteilen nach wollte sie den Termin aber nicht vergeben. Aus eigener Erfahrung denke ich, dass es der letzte Termin kurz vor Feierabend war. Dann wäre erst übernächste Woche wieder etwas frei. Nach mehrmaligem Aufstehen und durch die Bank laufen, kam sie schlussendlich freudestrahlend zurück und teilte mir mit: you are a lucky person, come fast. Und schwupps sass ich schon bei der Kontoeröffnung. Glück muss man auch manchmal haben.

Mein Erlebenis aus "Banker-Sicht": Diskretion gibt es so gut wie überhaupt nicht. Stellt Euch einen normalen Schreibtisch vor, zwei Stühle für die Kunden davor. Ich sitze auf dem Einen. Zwischenzeitlich setzt sich dann neben mich eine ältere griechische Dame um zu telefonieren. Noch besser war, als ich zum Kollegen an den Nachbarschreibtisch zur Zweitunterschrift musste (ich nehme an, eine Kontoeröffnung funktioniert hier im 4-Augen-Prinzip), setzte sich prompt ein anderer Kunde auf meinen Platz. Es war ja nicht so, dass alle meine Unterlagen und meine Tasche noch auf dem Platz lagen. Auch als ich zurück kam, machte er keine Anstalten aufzustehen. Ich quetschte mich also daneben auf den Stuhl. Wir waren allerdings dann in 5 Minuten fertig. Die Kontoeröffnung selber läuft tatsächlich wesentlich unkomplizierter als ich es von meinem alten Arbeitgeber gewöhnt bin. 1. gibt es keinerlei Ausdrucke (wenn ich da an die Papierpakete denke, die ich meinen Kunden immer aushändigen musste), ich habe lediglich drei Unterschriften über ein Sign-Pad geleistet. Insgesamt waren es 6, aufgrund des 4-Augen-Prinzips). Die Debit-Karte (hier ist es eine VISA-Karte) wurde mir direkt vor Ort ausgehändigt und aktiviert. Wartezeiten in Deutschland: mindestens eine Woche, bis Karte und danach PIN per Post kommen. Und auch Online-Banking wurde gleich mit angemeldet. So antiquiert, wie das Bankensystem in Griechenland manchmal scheinen mag (ich denke da an Überweisungen, Lastschriften etc. - das ist hier nach wie vor nicht üblich), so modern sind sie wiederum in anderen Dingen. Das wiederum fasst ganz gut meinen Gesamteindruck vom Leben hier zusammen. Wie überall gibt es einfache und komplizierte Sachen. Wenn ich aufhöre oder gar nicht erst anfange alles mit dem Leben in Deutschland zu vergleichen und zu messen, lässt es sich hier gut leben. Wie hat mir eine Griechin in Deutschland kurz vor Abflug gesagt: "wenn Du nicht laufend Deine eigene Kultur in den Vordergrund stellst, für die Kultur der anderen offen bist und den Kontakt zu Einheimischen suchst, wirst Du es nicht schwer haben". Sicherlich ist es hier auf Kos nicht ganz so schwer, da die Insel in der Saison sehr touristisch geprägt ist. Wirklich interessant würde erst, die Winterzeit hier zu verbringen. Das als persönlicher Tipp an alle, die an ein Auswandern denken: bevor ihr alle Zelte abbrecht, testet mindestens ein ganzes Jahr aus. Ich höre quasi täglich von Gästen mit denen ich in ein längeres Gespräch komme, dass ich doch den tollsten Job überhaupt habe: Sommer, Sonne, Meer, jeden Tag eine tolle Bootstour mit traumhaften Zielen, nette Menschen um mich herum etc. Mal ehrlich: wenn es SO einfach ist, warum macht es dann nicht Jeder? Ich bin sehr vorsichtig und nicht mit einer rosaroten Brille hierher gekommen. Ich fühle mich wohl. Aber es ist auch harte Arbeit, die in keiner Weise mit meiner alten Beschäftigung zu vergleichen ist. Ich habe immer gesagt, ich würde meinen Job in Deutschland nicht aufgeben, um hierher zu kommen. Ich weiß jetzt, dass das genau richtig war. Hätte ich meinen damaligen Job gekündigt, um hierhin auszuwandern - am besten noch wegen einem Mann - wäre das mit großer Sicherheit schief gegangen. Ich wäre nicht bereit für das Leben hier gewesen. Da sich mein Leben aber in Deutschland sowieso grundlegend verändert hatte, war dies genau der richtige Zeitpunkt. Ich bin hierher gekommen, weil ICH es wollte, nicht für Jemand anderen. Und ich kann nach wie vor sagen: ich habe bisher keine bösen Überraschungen erlebt.

 

Für alle, die es interessiert was nun genau für die Kontoeröffnung benötigt wird: die griechische Steuernummer, die Bestätigung über mein Arbeitsverhältnis, eine Bestätigung meiner Mobilfunkgesellschaft über meine Handynummer (ich habe ein Prepaid-Handy), eine Bestätigung über mein Mietverhältnis und natürlich der Personalausweis. Der Sinn z.B. über die Bestätigung von Vodafone erschließt sich mir nicht. Seit den Kapitalverkehrskontrollen hier (seit 2012) sind die Richtlinien allerdings so. Wie es sich für regelmässige Urlauber verhält, die einfach nur ein griechisches Konto haben möchten: ich weiß es nicht. Vielleicht geht das derzeit auch gar nicht.

 

Ich sehe zu, Euch auf dem Laufenden zu halten. Der Juli und der August steht in den Startlöchern. Die Zeit wird nicht mehr werden. Aber ich werde mir Mühe geben, zumindest zwischendrin mal kurze Berichte zu schreiben.

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