Die Wege der Papiere sind unergründlich

Nachdem Sonntag und Montag Gewitter und Regen angesagt war, wir aber lediglich viel Wind und nur etwa 10 Minuten einen leichten Schauer am Montag hatten, scheint inzwischen wieder die Sonne und es ist angenehm warm bis sommerlich heiß.

 

Wenn es um Griechenland und Steuern, Anmeldungen etc. geht hört man immer wieder: oh je - die griechische Bürokratie. Bis man alles zusammen hat... Diese Erfahrungen durfte ich nun auch machen. Es ging wie bereits geschrieben mit der Steuernummer los. Diese habe ich bekanntlich beim dritten Anlauf erhalten. Danach ging es weiter um AMKA zu besorgen. AMKA = Arithmos Mitroou Kinonikis Asfalisis und ist die Sozialversicherungsnummer. Mit diesen beiden Nummern sind wir dann zum Steuerberater meines Chefs gefahren, um meine Arbeitspapiere anfertigen zu lassen. Dort angekommen war es eigentlich klar, dass noch etwas fehlte: IKA. IKA ist quasi die gesetzliche Krankenversicherung bzw. zahlt auch einige Renten. Und die musste ich mir nun selber besorgen. Nun ist die IKA allerdings einige Kilometer vom Steuerberater entfernt. Inklusive einem leichten Anstieg. Nachdem ich mich nach den letzten Tagen sowieso kaum noch auf den Beinen halten konnte, habe ich mir kurzerhand ein Taxi genommen. Die meisten Ämter haben nur bis 14:00 Uhr offen. Der Steuerberater ist auch mal um 12:00 Uhr nicht mehr im Büro. Also musste das an diesem Tag erledigt werden. Angekommen bei der IKA habe ich meine Papiere (Steuernummer und AMKA) vorgelegt. Hätte ausgereicht, allerdings brauchte ich Kopien. Diese muss ich vorlegen und werden nicht von der IKA angefertigt. Wir befürchteten schon, wieder zurück in die Stadt zu müssen um einen Copy-Shop aufzusuchen. Glücklicherweise gibt es gegenüber der IKA einen findigen Geschäftsmann, der in seinem Maler- und Lackierbedarf einen Kopierer angeschafft hat. Zum dreifachen Preis pro Kopie versteht sich. Also raus aus der IKA, rein in den Shop, Kopien angefertigt, zurück in die IKA. Papiere erhalten, ab ins Taxi und zurück zum Steuerberater. Dieses Mal war ich alleine, da meine Freundin weiter musste. Der Steuerberater spricht kein Englisch. Ich habe also meine Papiere vorgelegt und habe erwartet gleich die Arbeitsunterlagen zu erhalten. Nichts da. Ich wurde dann quasi vom Steuerberater "hinausgewunken" und wußte gar nicht mehr, was und wie und wo überhaupt. Nun gut dachte ich mir: wird schon passen. Dies war am Freitag. Dienstag hat mein Chef meine Papiere erhalten und mir in die Hand gedrückt. Und wieder stand ich planlos da. Auf Nachfrage wurde mir dann beschrieben, wo ich hin muss. Ich bin also mit den Papieren zur Hafenpolizei gelaufen. Dort hat sich eine kompetente, freundliche und vor allem schnelle Dame um mich gekümmert. Aber glaubt jetzt nicht, dass ich damit fertig war. Nein, ich habe zwei weitere Papiere in die Hand gedrückt bekommen. Eines muss ich dann vor Ort unterschreiben. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es so eine Art Versicherung, dass ich nicht vorbestraft bin. Dürfte vergleichbar sein mit dem polizeilichen Führungszeugnis bei uns, mit dem Unterschied, dass ich dieses zum Glück hier nicht erst auch noch beantragen muss. Das Zweite muss ich ausfüllen und die Steuer bezahlen. Hierzu musste ich wiederum in ein Steuerbüro und mir dort die jeweiligen Formulare holen. Mit diesen Formularen durfte ich dann weiter zur Bank fahren und die Steuer dort bar einbezahlen. Als die nette Dame dort erklärte, dass dies 1,50 EUR Gebühren kostet, musste ich schmunzeln. Manch Einer hätte sich darüber aufgeregt. Ich nehme so etwas eher gelassen und amüsiert hin, ärgern bringt mich da auch nicht weiter. Es mutet schon etwas seltsam an für 1,47 EUR Steuern 1,50 EUR Gebühr zu bezahlen.

Nun habe ich also das Alles erledigt und kann morgen mit sämtlichen Papieren gleich in der Früh wieder zur Hafenpolizei gehen. Ich hoffe, dass das Thema dann erledigt ist. By the way: ich habe immer noch kein Bankkonto, da mir nach wie vor die Unterlagen zu meiner Miete fehlen. Aber das hat ja alles noch ein paar Tage Zeit.

 

Mir geht es nach wie vor sehr gut und ich genieße die Zeit. Ich habe neue Herausforderungen gesucht. Das Leben hier ist zwischenzeitlich anstrengend, aber spannend und schön. Im Moment gehe ich noch sehr gerne mit auf die Bootstouren, da ich hier trotz Arbeit immer noch ein gewisses Urlaubsfeeling habe. In Deutschland habe ich im Büro arbeiten müssen, hier arbeite ich an der frischen Luft und habe zwischenzeitlich immer mal wieder die Möglichkeit mich an der Natur und an den Menschen zu erfreuen. Gestern haben wir zum Beispiel sehr viele Delfine in der freien Natur gesehen. Ein Traum. Außerdem habe ich in der einsamen Bucht in der wir das BBQ frisch grillen, die Möglichkeit gehabt ein paar Schwimmzüge zu machen. Wahrscheinlich ist das auf Dauer auch nichts Besonderes mehr, aber ich nehme mir fest vor, diese Möglichkeiten hier zu nutzen und zu genießen.

Mein Körper gewöhnt sich inzwischen langsam an die viele ungewohnte Bewegung und die Füsse sind fast komplett wieder abgeschwollen. Auch an die unregelmässigen und nicht vorhersehbaren Arbeitszeiten gewöhne ich mich. Ich bin froh hier zu sein. Ein Freund hat mich heute gefragt, wie es mir geht und ob ich Heimweh habe. Ich habe kurz nachdenken müssen und dann klar mit "nein" geantwortet. Das Leben hat in beiden Ländern seine positiven wie negativen Seiten. Sie sind halt unterschiedlich. Für mich zählen im Moment nach wie vor mehr die positiven Seiten des Lebens hier.

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